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Tai Chi Chuan zurück

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Das Tai Chi Chuan oder chinesisches Schattenboxen genannt, ist eine im Kaiserreich China entwickelte Kampfkunst, die heutzutage von mehreren Millionen Menschen weltweit praktiziert wird und damit zu den am häufigsten geübten Kampfkünsten zählt. In der Volksrepublik China werden einzelne Bewegungsabläufe ( Formen ) aus dem Chi Chuan als Volkssport praktiziert.
Ursprünglich ist Tai Chi Chuan eine sogenannte innere Kampfkunst für den bewaffneten oder unbewaffneten Nahkampf. Vor allem in jüngerer Zeit wird es häufig als System der Bewegungslehre oder der Gymnastik betrachtet, das der Gesundheit, der Persönlichkeitsentwicklung und der Meditation dienen kann. Der eigentliche Kampfkunstaspekt tritt vor diesem Hintergrund immer häufiger zurück und verschwindet bisweilen ganz.

Heute praktizieren mehrere Millionen Menschen auf der ganzen Welt Tai Chi Chuan. Jeder von ihnen legt dabei unterschiedliches Gewicht auf die verschiedenen Aspekte der Kampfkunst. Die meisten praktizieren es überwiegend aus gesundheitlichen Gründen, zur Entspannung oder zur Meditation. Speziell in China hat sich gerade bei den Jüngeren das Tai Chi Chuan als Sportart für den Wettkampf verbreitet. Nur ein kleiner Teil der Anhänger betreibt es in erster Linie als Kampfkunst zur Selbstverteidigung oder als Lebensweg.
Die Organisationsstruktur des Tai Chi Chuan ist wesentlich uneinheitlicher als in den meisten anderen Sportarten, für die es internationale und nationale Dachverbände gibt und die von den meisten Sportlern anerkannt werden. Das Tai Chi Chuan hat zahlreiche verschiedene Stile und Unterstile und ein internationaler Verband, unter dem Meister, Lehrer und Übende aller Stile organisiert sind, existiert nicht. Es gibt jedoch einige stilübergreifende nationale Dachverbände sowie internationale Verbände einzelner Stilrichtungen, allerdings dementsprechend kein international einheitliches System zur Ausbildung und Evaluation von Lehrern.
In Deutschland gibt es zahlreiche Verbände, Schulen, Vereine und Einzellehrer in einigen Dutzend unterschiedlichen Stilen. 2003 wurde der Deutsche Dachverband für Qigong und Tai Chi Chuan e. V. (DDQT) gegründet, dem die meisten der großen Verbände der unterschiedlichen Stile angehören, und der Ausbildungsrichtlinien für Tai Chi Chuan-Lehrende formuliert hat. Diese Ausbildungsrichtlinien sind in die Leitlinien der Krankenkassen zur Umsetzung von § 20 SGB V eingeflossen, in denen der DDQT e. V. als maßgebliche Fachorganisation zur Anerkennung von Qualifikationen für Qigong- und Tai Chi Chuan-Unterrichtende genannt ist. In vielen Fällen übernehmen daher die gesetzlichen Krankenkassen im Rahmen der Gesundheitsvorsorge zumindest teilweise die Kosten von Tai Chi Chuan-Kursen, sofern diese von einem von der Krankenkasse zugelassenen Unterrichtenden durchgeführt werden.[3]
Anders als in vielen Kampfsportarten existiert im Tai Chi Chuan kein Graduierungssystem, wie beispielsweise die Gürtelfarben im Karate oder Judo. Auch gibt es keine standardisierte Kleidung für Praktizierende, jedoch ist das Tragen von Schuhen mit flacher, dünner Sohle und leichter, bequemer Kleidung üblich.

In den verschiedenen Stilen und Schulen werden verschiedene Basisübungen wie Einzelbewegungen, Stand- und Atemübungen sowie Standmeditationen praktiziert. Sie dienen dazu, die Bewegungsprinzipien des Tai Chi Chuan zu erlernen, die Gelenke zu lockern, den ganzen Körper zu entspannen und die Körperhaltung nach und nach so zu verändern, dass ungünstige Gelenkbelastungen vermieden werden. Häufig werden dabei Übungen aus Systemen des Qigong verwendet.

Form

Im Zentrum des Übens stehen meistens eine oder mehrere sogenannte Formen , klar umschriebene Abläufe aufeinander folgender, meist fließend ineinander übergehender Bewegungen. Die grundlegenden Formen sind Einzelformen, bei denen jeder Übende die Bewegungen für sich ausführt. Die Formen stellen dabei oft den Kampf gegen einen imaginären Gegner dar, daher stammt auch die inzwischen selten verwendete Bezeichnung chinesisches Schattenboxen für das Tai Chi Chuan. Überwiegend wird die Form synchron in der Gruppe geübt und auch im Unterricht führen Lehrer und Lernende die Form in der Regel gleichzeitig aus.
Eine Form setzt sich aus mehreren "Bildern" (Einzelbewegungen) zusammen, die in ihrer Abfolge festgelegt sind. Die Bilder tragen sehr unterschiedliche Namen, die die Anwendung der Bewegung betonen , die den Charakter der Bewegung beschreiben (beispielsweise "einfache Peitsche" ), oder die eher poetisch zu lesen sind (beispielsweise "Der weiße Kranich breitet seine Flügel aus" oder "Die Mähne des Wildpferdes teilen" ). Da die verschiedenen chinesischen Schriftzeichen häufig weitere Nebenbedeutungen besitzen, haben die Namen für Kenner der Schriftzeichen oft eine tiefere Bedeutung als ihre Übersetzung ausdrücken kann.
Viele Formen werden nach der Anzahl ihrer Bilder benannt, so zum Beispiel die 24-Bilder-Form ("Pekingform") oder die 37-Bilder-Form ("Kurzform nach Zheng Manqing (1899–1974)"). Die längsten Formen haben über 100 Bilder (beispielsweise die "Yang-Stil Langform" nach Yang Chengfu mit 108 Bildern). Die Ausführung der Form kann von wenigen Minuten bis zu eineinhalb Stunden dauern, je nach Anzahl der Bilder und Geschwindigkeit der Ausführung. Obwohl Tai Chi Chuan-Formen meistens langsam und ruhig ausgeführt werden, gibt es je nach Stil, Form und Erfahrung des Übenden große Unterschiede.

Partnerübungen und -formen

Unter Aufsicht ihres Lehrers üben zwei Schülerinnen Tuishou, eine der grundlegenden Partnerübungen.
Neben dem Einzelformtraining werden Partnerübungen oder ganze Partnerformen geübt, die als Vorformen zum freien Kampf gesehen werden können. Dabei kommt ein Schüler üblicherweise zum ersten Mal mit der Anwendung des Tai Chi Chuan im Kampf in Berührung. Um Anwendungen wie beispielsweise Hebeltechniken mit geringem Verletzungsrisiko praktizieren zu können, sind eine gewisse Lockerheit und ein gutes Körpergefühl erforderlich. Deswegen beginnen meist erst fortgeschrittene Schüler mit entsprechenden Übungen.
Die bekannteste Partnerübung ist vermutlich das Tuishou (Schiebende Hände', englisch Pushing hands), bei dem sich die Partner gegenüberstehen und einander an den Armen oder Händen berühren. In einer kontinuierlichen Bewegungsschleife übt einer der Übenden Druck auf die Arme des anderen Übenden aus, der versucht, dem Druck nachzugeben und zu neutralisieren, um anschließend selbst Druck auszuüben. In einer freieren Form des Tuishou ist das Ziel, den Gegner dazu zu zwingen, seinen Stand aufzugeben, und gleichzeitig den eigenen Stand zu behalten. Von dieser Form der Partnerübungen gibt es sogar Wettkämpfe.
Je nach Tai Chi Chuan-Stil gibt es weitere Partnerübungen (z. B. Dalü), die aufeinander aufbauend von einfachen Grundlagen bis zu freieren Sequenzen das Tai Chi Chuan in Anwendung, Selbstverteidigung und Wettkampf trainieren.
Partnerformen sind mehr oder weniger lange Abläufe, in denen die Partner einen imaginären, genau choreographierten Kampf ausfechten. In diesen Formen wird die Anwendung des Tai Chi Chuan als Kampfkunst deutlich.

Waffenformen

 

Schwertform im Chen-Stil des Tai Chi Chuan
Die gebräuchlichsten Formen sind waffenlos, doch gibt es auch zahlreiche Waffen- oder Geräteformen. Traditionell werden erst fortgeschrittene Schüler in den Waffenformen unterrichtet. Waffen des Tai Chi Chuan sind:
das gerade, zweischneidige, einhändige chinesische Schwert
der Langstock
der chinesische Säbel
der Fächer
der Kurzstock
der drei Meter lange Stock
der Speer
die chinesische Hellebarde

Prinzipien

Das Hauptprinzip des Tai Chi Chuan ist die Weichheit – der Übende soll sich natürlich, entspannt, locker und fließend bewegen. Beim Üben des Tai Chi Chuan gibt es keine Kraft-, Schnelligkeits- oder Abhärtungsübungen, wie die in vielen Kampfsportarten üblichen Bruchtests. Im Gegenteil wird verlangt, dass die Bewegungen möglichst mit einem Minimum an Kraft ausgeführt werden. Anders als bei vielen Kampfkünsten wird das Tai Chi Chuan meistens langsam geübt, um die Techniken möglichst korrekt auszuführen. Einige Tai Chi Chuan-Stile oder -formen werden schneller geübt (speziell Waffenformen), beziehungsweise es kommen einzelne sehr schnelle und explosive Bewegungen vor.
Im Kampf versucht der Tai Chi Chuan-Kämpfer, am Gegner zu kleben, also immer im Kontakt mit dem Gegner zu bleiben. Anstatt auf bestimmte Angriffe des Gegners mit bestimmten Kontertechniken zu reagieren, soll der Körper spontan und natürlich reagieren und den Angriffen keinen Widerstand entgegensetzen, sondern stattdessen die Kraft des Gegners ausnutzen und gegen ihn selbst wenden.

Körperspannung, Atmung und Aufmerksamkeit
Beim Üben soll der Körper "entspannt" sein. Das bedeutet nicht, dass alle Muskeln im Körper schlaff sind (wie etwa im REM-Schlaf), sondern dass nur die für eine bestimmte Bewegung oder Haltung wirklich benötigten Muskeln angespannt werden und die übrigen Muskeln in Ruhestellung (Ruhetonus) sind. Es geht dabei um die Ausprägung der sogenannten Jin-Kraft, gerichtete Bewegungen, die im Körper gesamtkoordiniert werden und keinen hemmenden Spannungen unterliegen.
Der Atem soll tief sein und locker und natürlich fließen. Durch die angestrebte Bauchatmung ist die Atemfrequenz deutlich niedriger, als in der normalerweise verwendeten Brustatmung. Während Anfänger meistens erst lernen müssen, den Atem frei fließen zu lassen oder ihn an die Bewegungen anzupassen, passt sich der Atemrhythmus bei Fortgeschrittenen natürlicherweise an die Bewegung an. Allerdings gehen verschiedene Tai Chi Chuan-Stile mit dem Atem unterschiedlich um, so dass hier keine verallgemeinernden Aussagen zu treffen sind.
Die Bewegungen im Tai Chi Chuan sollen bewusst und aufmerksam ausgeführt werden. Dabei wird jedoch nicht eine ausschließliche Konzentration auf die Vorgänge im Körper des Übenden gefordert, sondern sie soll sich gleichmäßig zwischen der Wahrnehmung der eigenen Bewegungen und der Umwelt aufteilen.

Die 10 Grundregeln
Die folgenden "zehn Grundprinzipien" von Yang Chengfu fassen die angestrebte Körper- und Geisteshaltung eines Übenden zusammen. In den verschiedenen Stilen gibt es darüber hinaus eine Vielzahl von weiteren Prinzipien.
Den Kopf entspannt aufrichten
Die Brust zurückhalten und den Rücken gerade dehnen
Das Kreuz/die Taille locker lassen
Die Leere und die Fülle auseinander halten (das Gewicht richtig verteilen)
Die Schultern und die Ellenbogen hängen lassen
Das Yi ('Absicht, Intention') und nicht die Gewaltkraft ('Muskelkraft') anwenden
Die Koordination von Oben und Unten
Die Harmonie zwischen Innen und Außen
Der ununterbrochene Fluss (die Bewegungen sollen fließen)
In der Bewegung ruhig bleiben

Qi (Ch'i)
Wegen seiner engen Verbindung zum philosophischen Daoismus kommt im Tai Chi Chuan wie in allen inneren Kampfkünsten dem Konzept des Qi eine wichtige Bedeutung zu. Bei den Bewegungen "soll das Qi fließen können", indem die Muskeln und Gelenke möglichst entspannt werden und die Bewegungen locker und fließend ausgeführt werden. Durch das Üben "soll sich das Qi im Körper mehren" und der Übende soll in zunehmendem Maße in der Lage sein, das Qi wahrzunehmen und schließlich zu kontrollieren. Von vielen Praktizierenden wird die dabei auftretende Empfindung als eine Art Energiefluss beschrieben, den man im Körper zirkulieren lassen und gezielt an bestimmte Körperstellen senden kann. Dies soll einerseits der Gesunderhaltung und Körperkontrolle dienen und andererseits im Kampf anwendbar sein.
Im Westen wird bisweilen über die Natur des Qi diskutiert, ob es sich dabei um eine Art feinstoffliche Energie handelt, oder ob es sich vor allem um ein hilfreiches Konzept handelt, das dabei hilft, die für das Tai Chi Chuan erforderliche Bewegungsart und biomechanische Effizienz zu entwickeln. Für die Anwendung des Begriffes im Tai Chi Chuan ist es unerheblich, woran der Praktizierende dabei glaubt.

Traditionelle chinesische Medizin und gesundheitlicher Nutzen

In der traditionellen chinesischen Medizin spielen Bewegungsübungen eine zentrale Rolle, die zum Ziel haben, das Qi zu mehren und den Körper und die Meridiane für das Qi durchlässig zu machen. Dazu zählen die verschiedenen Systeme des Qigong, aber eben auch das Tai Chi Chuan und die anderen inneren Kampfkünste. Die Übungen werden dabei vor allem vorbeugend zur allgemeinen geistigen und körperlichen Gesunderhaltung des Menschen eingesetzt und weniger zur Behandlung bestimmter Krankheiten oder Beschwerden. Jedoch werden die positiven Auswirkungen der Übungen auf die Gesundheit als wesentlich umfassender angenommen, als etwa in der westlichen Medizin die Auswirkungen von sportlicher Betätigung.
Klinische Untersuchungen der westlichen Medizin haben gezeigt, dass regelmäßiges Praktizieren von Tai Chi Chuan diverse positive Auswirkungen auf verschiedene Aspekte der physischen und psychischen Gesundheit hat, wie beispielsweise auf das Herz-Kreislauf-System, das Immunsystem, das Schmerzempfinden, das Gleichgewicht, und allgemein auf die Körperkontrolle, Beweglichkeit und Kraft.

Umschrift, Bedeutung und Übersetzung

In der heute für das Chinesische allgemein üblichen Pinyin-Umschrift wird der Name der Kampfkunst als Tai Chi Chuan transkribiert. Die im Deutschen häufig anzutreffende Umschrift T'ai chi ch'uan oder T'ai chi ch'üan geht auf das ältere, heute ungebräuchliche Wade-Giles-System zurück, das im Kampfkunstumfeld noch an vielen Stellen verwendet wird.

Das Tàijí-Symbol für die polaren Kräfte Yin und Yang wird häufig im Zusammenhang mit dem Tai Chi Chuan verwendet
Taiji ist im Daoismus ein Synonym für das allerhöchste Wirkprinzip und schwer zu übersetzen, da es keinen entsprechenden Begriff in der deutschen Sprache gibt. Es wird meist durch nebenstehendes Symbol dargestellt, das das harmonische Wechselspiel der dualen Kräfte Yin und Yang ausdrücken soll. Das Symbol wird häufig im Zusammenhang mit dem Tai Chi Chuan verwendet, unter anderem in Werbeanzeigen. In den Bewegungen des Tai Chi Chuan spielt dieser Dualismus von Yin und Yang eine wichtige Rolle, die sich beispielsweise in den oben genannten zehn Grundregeln widerspiegelt ("Die Leere und die Fülle auseinander halten", "Die Koordination von Oben und Unten", und "Die Harmonie zwischen Innen und Außen"). Quan bedeutet "Faust"; im Zusammenhang mit Kampftechniken wird es benutzt, wenn mit leerer Hand, also ohne Waffen gekämpft wird. Eine sinngemäße Übersetzung von "Tai Chi Chuan" wäre daher: "Kämpfen nach dem höchsten Prinzip".
Der Name "Tai Chi Chuan" für die Kampfkunst ist vermutlich zwischen 1853 und 1880 unter den Anhängern des Wu/Hao-Stils entstanden und wird seit Anfang des 20. Jahrhunderts in allen Stilen verwendet. Davor gab es eine Vielzahl anderer Bezeichnungen für diese Kampfkunst.
Im Westen wird das Tai Chi Chuan häufig abgekürzt als Tai Ji oder Tai Chi bezeichnet. Genaugenommen ist diese Bezeichnung falsch, denn Taiji trägt im Chinesischen eine eigene, gänzlich andere Bedeutung (siehe oben). Da im deutschsprachigen Raum der Kampfkunstaspekt des Tai Chi Chuan manchmal vollständig in den Hintergrund tritt, der im Wort Quán steckt, wird die verkürzte Bezeichnung dabei teilweise sogar bewusst verwendet.
Selten liest man die Schreibweise Thai Chi, die keiner gebräuchlichen Transkription entspricht und vermutlich einfach auf einen Schreibfehler zurückgeht. Tai Chi Chuan hat nichts mit Thaiboxen zu tun.

Legenden und Geschichte
Die Angaben zur Entwicklungsgeschichte des Tai Chi Chuan sind teils sehr widersprüchlich. Die meisten der heute Tai Chi Chuan Praktizierenden berufen sich auf Vorläufer oder Wurzeln aus dem 15. Jahrhundert oder früher. Des Weiteren sollen die Wurzeln oder Vorläufer nur innerhalb eines engen Personenkreises weitergegeben worden sein, etwa in einem Kloster oder in einer Familie; damit wird begründet, dass das Tai Chi Chuan sich der offiziellen Geschichtsschreibung entzieht.
Zhang Sanfeng, die Wudang-Berge und Verbindungen zum Daoismus [Bearbeiten]

Innerhalb der chinesischen Kampfkünste wird Tai Chi Chuan zu den inneren Kampfkünsten (chin. Neijia) gerechnet und in Verbindung mit Prinzipien des Daoismus gebracht. Als legendärer Begründer der inneren Kampfkünste und damit auch des Tai Chi Chuan wird üblicherweise der daoistische Mönch und Unsterbliche Zhang Sanfeng betrachtet, der zwischen dem 10. und 14. Jahrhundert gelebt haben soll, dessen historische Existenz allerdings nicht belegt ist. Der Legende nach entdeckte er die Prinzipien der inneren Kampfkünste in den Wudang-Bergen, nachdem er den Kampf zwischen einer Schlange und einem weißen Kranich beobachtet hatte.
Der historischen Forschung sind aus der Zeit, in der die Legende über Zhang Sanfeng zum ersten Mal aufgeschrieben wurde, keine Dokumente bekannt, die eine Verbindung zwischen Zhang Sanfeng und den Kampfkünsten nahelegen oder ihn gar als Erfinder einer eigenen Kampfkunst benennen. Manche der Texte der sogenannten "Klassiker" des Tai Chi Chuan legen eine solche Verbindung nahe. Unsicher ist jedoch, wann diese Texte entstanden sind und ob die Verbindungen nicht erst später hinzugefügt wurden. Dies könnte geschehen sein, um einerseits den Texten mehr Gewicht zu geben, andererseits, um der konfuzianische Tugend der Bescheidenheit zu genügen, oder sogar nur, um die Verbindungen zu den Wudang-Bergen zu bekräftigen. Sehr selten berufen sich Anhänger des Tai Chi Chuan auf noch ältere Wurzeln des Tai Chi Chuan, die bis auf die Liang-Dynastie (502–557) zurückgehen sollen.
Obwohl die Aussage historisch umstritten ist, berufen sich die heute lebenden daoistischen Mönche und Kampfkünstler der Wudang-Berge darauf, dass die inneren Kampfkünste (und damit auch das Tai Chi Chuan) seit Zhang Sanfeng in den daoistischen Klöstern der Wudang-Berge weitergegeben, entwickelt und tradiert wurden. Bis zur jüngeren Zeit wären sie jedoch nur selten an Außenstehende weitergegeben worden. So soll im 17. Jahrhundert der reisende Wudang-Mönch Wang Zongyue seine Kampfkunst im Dorf Chenjiagou gelehrt haben, weil er darum gebeten wurde, und so den Anstoß zur Gründung des Chen-Stils (siehe unten) gegeben haben.
Der in den Wudang-Bergen als Teil der inneren Kampfkünste praktizierte und mittlerweile auch einer breiteren Öffentlichkeit gelehrte Stil des Tai Chi Chuan unterscheidet sich deutlich von diesen Stilen und wird bisweilen als Wudang-Stil des Tai Chi Chuan bezeichnet, der nicht mit dem Mitte des 20. Jahrhunderts von Cheng Tin-hung in Hongkong entwickelten Wudang Tai Chi Chuan zu verwechseln ist.

Entstehung der 5 Familienstile
Verlässlich lässt sich die Geschichte des Tai Chi Chuan bis etwa zur Mitte des 16. Jahrhunderts zurückverfolgen. Damals schrieb General Qi Jiguang das Buch Jixiao Xinshu (chinesisch ????). In diesem Buch beschreibt er einen von ihm neu entwickelten Kampfkunststil, dessen Techniken er aus den seiner Meinung nach besten Kampfkünsten zusammenstellte. Obwohl darin kein Tai Chi Chuan erwähnt wurde, beschreibt das Buch dennoch zahlreiche Techniken, die heute noch im Chen-Stil des Tai Chi Chuan zu finden sind. Deswegen sehen einige Historiker im Tai Chi Chuan einen direkten Nachfolger von Qi Jiguangs Stil.
Mitte des 17. Jahrhunderts tauchte im Dorf Chenjiagou ein Boxstil auf, der heute als der Chen-Stil des Tai Chi Chuan bekannt ist. Der Überlieferung der Familie Chen zufolge wurde der Stil von General Chen Wangting aus seinen bestehenden Kenntnissen der Kampfkünste entwickelt. Wie weit Chen seinen Stil auf dem Stil von Qi Juguang aufbaute, und ob der Wudang-Mönch Wang Zongyue eine Rolle bei der Schaffung des Stils gespielt hat, beziehungsweise ob es ihn überhaupt gegeben hat, ist historisch nicht klar belegt.]
Fest steht, dass der Stil seit dieser Zeit zunächst als Familiengeheimnis der Familie Chen weiterentwickelt und tradiert wurde. Das Tai Chi Chuan der Chen-Familie wurde in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts erstmals an einen Außenstehenden weitergegeben. Chen Changxing (1771–1853) akzeptierte Yang Luchan (1799–1872) als Schüler im inneren Kreis der Familie. Yang Luchan entwickelte das Gelernte weiter und wurde zum Begründer des Yang-Stils. Etwas später unterrichtete Chen Qingping (1795–1868) ebenfalls außerhalb der Familie Wu Yuxiang (1812–1880), den Begründer des Wu/Hao-Stils.
So wurde in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts die Grundlage für die sogenannten fünf Familienstile gelegt, die jeweils innerhalb einer Familie weiterentwickelt und gepflegt wurden. Der Meister gab seinen Stil vollständig nur an seine Söhne weiter, so dass das Oberhaupt eines Tai Chi Chuan-Stiles gleichzeitig das Familienoberhaupt war. Zwischen den verschiedenen Familien gab es besonders zur Gründungszeit intensiven Austausch. Die fünf Familienstile sind:

Chen-Stil

In den Formen und Schulen des Chen-Stils werden die Traditionslinien "kleiner Rahmen" nach Chen Youben (1780-1858) und "großer Rahmen" nach Chen Changxing (1771-1853) unterschieden. Hinzu kommt seit etwa 1976 im "großen Rahmen" die Unterscheidung von "altem Rahmen" nach Chen Zhaopi (1893-1972) und "neuem Rahmen" nach Chen Fake (1887-1957) und Chen Zhaokui (1928-1981)

Yang-Stil

nach Yang Luchan; im "großen Rahmen" nach Yang Chengfu (1883–1936) oder im "kleinen Rahmen" nach Yang Banhou ( 1837–1892)
Wu/Hao-Stil nach Wu Yuxiang (1812–1880)
Wu-Stil nach Wu Quanyou (1834–1902) und seinem Sohn Wu Jianquan (1870–1942)
Sun-Stil nach Sun Lutang (1861–1932)
Zu beachten ist, dass das "Wu" in "Wu Yuxiang" ein anderes Schriftzeichen ist als in "Wu Jianquan" – es handelt sich also um verschiedene Familien. Da das Tai Chi Chuan mittlerweile nicht mehr nur im Kreis der Familie weitergegeben wird, kann man heute nicht mehr aus dem Namen eines Meisters auf seinen Stil zurückschließen.
Textquelle: Wikipedia(bearbeitet)

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